Wir waren im Freilufttheater der Hamburger Wallanlagen und haben Hans im Glück gesehen. Wie es war und warum der Hamburger Jung gerne arm wäre, lest ihr hier.
Sechs Ballen Stroh, eine Mistgabel und ein paar Tücher – viel mehr braucht Tom Dahl nicht, um das Märchen von Hans im Glück rasant und unter vollem Körpereinsatz auf die Bühne zu bringen.
Bei der One-Man-Show spielt der Schauspieler den Knecht Hans, der sich nach sieben Jahren Arbeit für seinen Herrn auf den Weg zurück zu seiner Mutter macht. Aber er schlüpft auch in die Rolle des Herren, der Hans mit einem Klumpen Gold für seine Arbeit entlohnt. Und er spielt den rappenden Reiter, der Hans den Klumpen Gold gegen sein Pferd wieder abschwatzt. Den Bauern, mit dem Hans das Pferd gegen eine Kuh tauscht, den Koch, der die Kuh nimmt und dafür Hans sein Schwein überlässt, die Magd mit der Gans und so weiter und so weiter.
Tom Dahl, Gründer des Theaters Tom Teuer aus Duisburg, bringt eine lustige Fassung von Grimms Märchen Hans im Glück auf die Bühne. Zu beschwingten Akkordeon Klängen rast der Schauspieler über die Bühne und wird nur durch den schweren Klumpen Gold langsamer und langsamer. Während er die sechs Strohballen scheinbar mühelos von des Bauern Stroh in ein Pferd, eine Kuh und in ein Schwein verwandelt, wird Hans immer leichter und fröhlicher ums Herz.
Am Ende tauscht Hans seine Gans gegen einen schweren Stein zum Wetzen von Scheren, um immer Geld in der Tasche zu haben, so zumindest hat es ihm der Scherenschleifer versprochen, der die Gans nahm und Hans den Stein aufbürdete. Als Hans sich über einen Brunnen beugt, um zu trinken, plumpst der Stein ins Wasser und Hans im Glück hat – nichts mehr. Das Grimmsche Ende zitiert auch Schauspieler Tom Dahl aus seinem Märchenbuch: „Ich bin der glücklichste Mensch auf der Welt, rief Hans und wanderte mit leichtem Herzen und frei von aller Last nach Haus zu seiner Mutter.“
Fazit: Eine herrlich verspielte, leichte, flotte und phantasievolle Inszenierung von Hans im Glück. Der Wechsel der Rollen wird wunderbar thematisiert. Beispielsweise ruft Hans zig Mal vergeblich nach seinem Herrn und sucht ihn in jeder Ritze der Bühne bis er sich vor die Stirn schlägt und – wie später noch viele weitere Male – ausruft: Den spiel ich doch selber!
Der Hamburger Jung konnte der Geschichte gut folgen, obwohl er das Märchen vom Hans im Glück noch nicht wirklich gut kannte. Er hat über die Witze gelacht, im Takt der Musik geklatscht, den Kopf nachdenklich von links nach rechts gelegt und zum Schluss hat er mich mit seiner persönlichen Schlussfolgerung überrascht. „Mama, ich wäre auch gern arm wie Hans im Glück. Ich hätte nur gerne genug zu essen und zu trinken. Und sonst nichts. Dann müsste ich nie mein Zimmer aufräumen!“
Habt ihr Lust “Hans im Glück” vom Tom Teuer Theater zu sehen? Dann habt ihr noch einmal Gelegenheit dazu. Das Stück wird erneut aufgeführt am Dienstag, 23. Juni, 10.30 Uhr & 16.00 Uhr, Freiluftbühne, Große Wallanlagen (Holstenwall 30). Der Eintritt ist frei. Für Kinder ab 4!