Wie können Familien die nächsten Wochen überstehen?
Ich muss Euch etwas gestehen. Als der Hamburger Bürgermeister gestern Nachmittags verkündetet, dass Schulen und Kitas ihren Regelbetrieb einstellen, kam in mir zum ersten Mal das Gefühl auf, das die Republik scheinbar schon seit seit Tagen und Wochen beherrscht: Ich hatte Angst.
Angst davor, wie wir als Familie diese nächsten Wochen überstehen sollen. Ich arbeite ja neuerdings zuhause, insofern haben wir es scheinbar noch besser als andere. Dennoch: Auch zuhause muss ich ja arbeiten. Wie soll das gehen, wenn hier drei Kinder sind, die sich langweilen? Sich streiten? Und die Jüngste gerade mal drei Jahre alt ist?
Ich erinnerte mich sofort an Ferientage, in denen der strukturlose Alltag zuviel geworden war, die Kinder unausgeglichen und die Eltern angesichts der Anstrengungen der vergangenen Wochen zu kraftlos, um noch Halt zu geben, Struktur zu schaffen, für gute Laune zu sorgen.
Und das alles jetzt auf unbestimmte Zeit? Im gesellschaftlichen Ausnahmezustand? Wenn viele Supermarktregale leer gefegt sind und Schwimmbad, Theater und Indoor-Spielplatz keine Option sind?
Schluck.
Aber nun: Eine Nacht ist vergangenen. Das Gezwitscher der Vögel hat mich geweckt. Und ich habe gefühlt, was ich gestern meinem Verstand nur einreden wollte:
Das Leben geht weiter. Alles wird gut! Wir stehen das durch.
Nicht nur wir als Gesellschaft, die die Risikogruppen schützt. Auch wir als kleine Familie. Wir werden das Beste aus dieser verrückten Zeit machen, wir werden uns nicht verrückt machen lassen und uns nicht gegenseitig zerfleischen. Wer weiß, vielleicht werden wir eines Tages zurückblicken auf diese Zeit, in der wir unverhofft so viel Zeit miteinander verbringen durften.
Ja, das wird nicht immer einfach werden werden.
Und ja, es wird auch schwierige Momente geben.
Aber wir haben einen Plan. Und Ideen. Und die teile ich jetzt mit Euch.
Ideen, wir ihr mit Eurer Familie den Corona Virus übersteht
1. Sicherheit schaffen
Auch Kinder brauchen jetzt Sicherheit. Erklären, dass der Corona Virus nicht gefährlich für sie, ihre Freunde und uns Eltern ist. Aber, dass wir jetzt gemeinsam auf die alten und kranken Menschen aufpassen müssen. Damit sie sich nicht anstecken, müssen wir jetzt ganz besonders gut Hände waschen, in den Ellenbogen niesen, und, und, und.
2. Den Alltag strukturieren.
Wir haben eine große Tafel in der Küche. Diese werden wir dafür nutzen, um die Tage klar zu strukturieren und uns allen damit Halt zu geben. Mit Schulkindern kann man den Plan schon gemeinsam erstellen. Wann wird gemalt, wann üben wir in unseren Heften, wann gehen wir raus und wann darf ferngesehen oder Nintendo gespielt werden? Achtung: Zeitfenster nicht zu lang planen. Faustformel: Ein Kind kann sich doppelt so viele Minuten konzentrieren, wie es in Jahren alt ist. (ein 5-Jähriger also 10 Minuten 😉 Bei TV und Co geht es natürlich wie von Zauberhand länger, aber wir wollen natürlich auch Kinder, die danach noch für andere Aktivitäten zu begeistern sind.
3. Spielideen aus der Flaschenpost
In einer Flasche (oder auch einem dekorativen Glas) lassen sich wunderbar Spielideen sammeln. Gerne gemeinsam mit den Kindern ausdenken, ein paar Überraschungen dazu – alles auf Zettel geschrieben, gefaltet und ab ins Glas. Zu einer bestimmten Zeit am Tag oder auch nur, wenn es langweilig ist, dürfen die Kinder abwechselnd einen Spielezettel ziehen. Darauf steht dann sowas wie:
Ich bau mir eine Höhle
Habt ihr noch einen großen Karton zuhause? Stellt ihn mit den Kindern auf, schneidet ein Fenster und ggf. eine Tür hinein und lasst die Kinder das neue Zuhause anmalen und es mit Decken und Kissen gemütlich einrichten.
Ich sehe was, was Du nicht siehst.
Und andere alt hergebrachte Spiele. Zur Inspiration empfehle ich das Buch: Alte Kinderspiele wieder entdeckt.
Verstecken Spielen
… ist ein Klassiker, der bei uns immer funktioniert. Da man die Verstecke für Menschen im eigenen Zuhause ziemlich bald kennt, verstecken wir auch gerne Gegenstände, zum Beispiel die Lieblingsteddys der Kinder.
Malen mit Youtube
Ich kann überhaupt nicht malen. Und das ist jetzt keine Attitüde. Meine Bilder lassen sich getrost mit den Bildern eines Grundschülers verwechseln. Mit Malvideos auf YouTube haben meine Kinder und ich dennoch schon erstaunliche Ergebnisse erzielt. Und Spaß macht es sowieso, wenn der Elefant am Ende auch wie ein Elefant aussieht. Unsere Kinder lieben Tobis Malschule. Oder – etwas fortgeschritten könnt ihr hier ein Einhorn zeichnen.
Vorlesen.
Geht immer! Und ist voll schön, wenn man es mal nicht nur am Abend macht.
Mit dem Eierkarton in die Natur
Rausgehen! Corona hin oder her. Draußen erwacht die Natur zu Leben. Nehmt einen Eierkarton und malt die Böden farbig an. Ein Fach wird rot, eins gelb und so weiter. Jedes Kind bekommt so einen Karton und sammelt draußen etwas aus der Natur, dass zu der jeweiligen Farbe passt. Wer seinen Karton zuerst bunt gefüllt hat, hat gewonnen!
4. Kinder mithelfen lassen
Die Kinder rund um die Uhr zuhause zu haben bietet auch die Gelegenheit, einen echten Familienalltag zu gestalten. Putz- und Hilfsdienste versagen bei uns regelmäßig, weil wir sie in dem turbulenten Alltag einfach nicht konsequent durchführen können. Aber jetzt! An unsere Tafel schreiben wir in Abstimmung mit den Kindern auch: Wer deckt heute den Tisch. Wer räumt die Geschirrspülmaschine aus. Wer bringt heute den Müll raus.
5. Kümmere Dich um – Dich!
Den Kindern einen Alltag zu strukturieren, sie beschäftigen, zugewandt sein und für gute Laune sorgen, Mittagessen machen und gleichzeitig versuchen zu Hause zu arbeiten. Das wird kein Spaziergang. Deshalb mein dringender Rat: Kümmere Dich auch um Dich. Tanke regelmäßig Kraft, damit Du dieser herausfordernden Zeit auch gewachsen bist. Vielleicht schaffst du eine Online Yogasession (zum Beispiel mit Yogaeasy ) zwischendurch (die Kinder können auch mitmachen), geh mit den Kindern in die Natur. Und lasst uns gemeinsam versuchen, die Arbeitgeber dahin zu drängen, dass auch sie Verantwortung übernehmen. Einfach Kitas und Schulen schließen und ansonsten weiter arbeiten wie bisher, funktioniert nämlich nicht. Warum verschieben wir nicht Deadlines, die nicht lebensnotwendig sind einfach mal um zwei Wochen? Nur so halten wir wirklich zusammen.
Last but not least: #washyourhandsandmeditate
Und zum Schluss noch ein Herzensanliegen: Mit meinem wunderbaren Team haben wir die Initiative #washyourhandsandmeditate ins Leben gerufen. Jeden Tag um 17 Uhr leitet Dana Schwandt von Ichgold auf Facebook und Instagram eine Meditation an. Für mehr Vertrauen, Verbundenheit und einen Beitrag für die Welt. Lasst uns gemeinsam zurück finden ins Vertrauen.
Lasst uns bewusst machen, wie wir füreinander da sein können.
Lasst uns unsere Energie in einen Topf werfen und auf dieser Ebene einen Gegenpol zu Angst und Verunsicherung setzen.
Lasst uns unsere eigene, individuelle Energie anheben für das Wohl der Menschheit. Lasst uns zusammen meditieren. Ich bin dabei! Du auch?
1 Kommentare