In einem kleine Dorf namens Lüsen, gelegen auf rund 1.200 Metern Höhe inmitten der gewaltigen Dolomiten und umgeben von den schönsten Almen Südtirols. verbrachten wir eine Woche Urlaub auf dem Bauernhof. Von der Bauernfamilie Malfertheiner wurden wir so herzlich aufgenommen wie wie es nie zuvor erlebt haben. Eine Empfehlung.
Lüsen musste ich auf der Landkarte suchen. Ich fand die Gemeinde, ausgezeichnet für seine Kinderfreundlichkeit und bekannt für seine Almen und Wanderwege, in der Nähe von Brixen. Von der Bischofsstadt in Südtirol hatte ich immerhin schon mal etwas gehört. Ob dieses Dorf auch im Winter eine gute Idee sein könnte, um unseren Kindern die Berge und echten Schnee zu zeigen, um sie das Ski fahren lernen zu lassen und um endlich mal richtig Schlitten zu fahren? Wir haben es ausprobiert.
Eine Woche verbrachten wir auf dem Bacherhof in Lüsen. Direkt vor unsere Haustür die leicht abfallende Piste und ein kleiner Schlepplift – ideal für Anfänger und Familien mit Kindern. Direkt vor unserer Haustür auch – ein Rodelberg. Und direkt mit uns im Haus, die wunderbarsten Gastgeber, die man sich nur wünschen kann: Familie Malfertheiner.
Unten die Seniorbauern Anna und Otto, die anfangs skeptisch gegenüber den Ferienwohnungen auf dem Hof waren und sich heute Leben ohne die vielen Gastkinder gar nicht mehr vorstellen möchten. Im ersten Stock Peter und Christine mit ihrem Sohn Justin, die die Idee hatten das Haus auszubauen und um die zwei Ferienwohnungen “Birke” und “Zirm” im zweiten Obergeschoss zu erweitern.
Auf hohem Niveau: Urlaub auf dem Bauernhof auf dem Bacherhof in Lüsen
In der Ferienwohnung Birke wohnen nun wir. Wer denkt, Urlaub auf dem Bauernhof habe heute noch etwas mit Einfachheit, Low Budget und wenig Komfort zu tun, wird hier eines besseren belehrt. Die Ferienwohnung im Bacherhof in Lüsen sind großzügig in ihrem Platzangebot und hochwertig in der Einrichtung. Wir treffen auf Naturmaterialien, vor allem auf Holz und Maßgetischlertes. Ein Hochbett mit Birkenstämmen, eine Uhr aus Holz, ein Hocker auf Birkenfüßen, bis zum letzten Tag entdecken wir hier immer neue Details. Später wird Christine mir erzählen, dass alle Einrichtungsgegenstände aus ihrem eigenen Wald stammen. Dass sie viele Sonntage damit verbracht haben, die passenden Hölzer zu finden. Und dass glücklicherweise irgendwann ein Tischler bereit war, die vielen Details nach ihren Vorstellungen mit ihnen umzusetzen. Auch die übrigen Möbel entstammen der Säge eines Tischlers. Sie sind gefertigt aus dem Holz der Zirbel-Kiefer, in Südtirol auch Zirm genannt. Ein Holz, das wunderbar duftet und angeblich den Herzschlag der Menschen verlangsamt. Wie entspannend.
(Unten nehme ich Euch übrigens mit auf einen kleinen Video-Rundgang durch unsere Ferienwohnung. Schaut doch mal rein. Aber erst brav weiterlesen )
Liebe zum Detail und Lieben zu den Gästen, das merkt man hier auf dem Bacherhof in Lüsen nicht nur an der Einrichtung. Ich habe noch nie bessere Gastgeber kennengelernt als Christine und Peter. Unaufgeregt und unaufdringlich sind sie immer um unser Wohl bemüht. Sie fahren mit uns auf die Rodenecker Alm, um durch den Schnee zur Ronerhütte zu wandern. Die Hamburger Deern zieht Peter zu ihrem großen Vergnügen auf einem Schlitten hinter sich her. Unsere Bedenken, ihnen die Zeit zu stehlen, wischten sie lapidar beiseite: Es sei Sonntag, das Wetter schön, da hätte man ohnehin einen Familienausflug gemacht.
Bauer Peter holt die Kinder mit dem Trecker von der Piste
Christine zauberte uns jeden Morgen ein famoses Frühstück: Südtiroler Wurst- und Käseplatte, selbstgemachte Marmeladen und Säfte, hofeigene Butter, Milch und natürlich Eier von den eigenen Hühnern. Dazu nicht selten ein selbst gebackener Kuchen und eine süße Überraschung für die Kinder. Peter und Christine buchten den Skikurs für die Kinder, fahren uns zum Ski-Verleih und haben immer den passenden Schlitten parat. Sie suchten Busverbindungen für uns, zeigten uns die Hoftiere und gehen mit der Hamburger Deern und dem Pony spazieren.
Dabei ist das Bauernpaar immer für eine Überraschung gut. So nach dem ersten Tag im Skikurs, als Peter mit dem Trecker zur Piste gefahren kommt und die Jungs auffordert, ihre Skier in den Anhänger zu verladen und auch selbst einzusteigen. Einen Abholservice, den er täglich wiederholen wird. Als er einmal keine Zeit hat, kommt Christine den Berg hinabgestiefelt, um uns auf dem 100 Meter-Fußmarsch mit unseren Skiern behilflich zu sein. Mit Peter und Christine fahren wir auch ins benachbarte Skigebiet Plose. Peter fährt mit mir Ski. Und die Jungs rodeln mit Christine und dem Hamburger Papa auf einer der längsten Rodelstrecken Südtirols 12 Kilometer den Berg hinab.
Püppchen für die Deern
Und dann gibt es da noch die vielen Kleinigkeiten, die unseren Urlaub unvergesslichen machen. Zum Beispiel die Freundlichkeit, mit der Oma und Seniorbäuerin Anna regelmäßig zur Tür herausschaut, wenn die Jungs vom Ski laufen nach Hause kommen und ihnen eine Kleinigkeit zum Naschen zusteckt. Der Hamburger Deern schenkt sie eines Tages ein kleines Püppchen mit langem blonden Haar und rosa Tiroler Mütze.
Auch Christine und Peter erfreuen sich an der Deern. Unbemerkt wird es zu einem Ritual, dass die Deern vor dem Abendessen noch eine Weile zu Peter und Christine geht. Irgendwann klingelt Christine oder Sohn Justin, um sie abzuholen. Irgendwann scheint die Deern selbst zu bemerken, wann es wieder so weit ist. Peta, Peta, ruft sie freudig. Einen Namen, den sie vor unserem Urlaub noch nicht sprechen konnte. Erst recht nicht in so einem charmanten Südtiroler Akzent. Peta, Peta, sagt sie und geht zur Tür. Erwartungsfroh. Und dann, als Justin endlich kommt, nimmt sie seine Hand und geht mit ihm vertrauensvoll die Treppenstufen hinunter. Ohne sich noch einmal umzudrehen. Von oben hörte ich sie wieder entzückt rufen: Peta, Peta. Zurück kommt sie mit einer selbstgestrickten Puppe von Christine. Die darf sie behalten, sagt Christine. Puppe. Peta, Peta, sagt die Deern.
Sicherlich haben wir davon profitiert, dass die Bauernfamilie im Winter mehr Zeit für ihre Gäste hat als im Sommer, wenn der Hofbetrieb brummt. Doch auch in hektischen Zeiten versuchen Peter und Christine für ihre Gäste da zu sein, berichten sie. Vor allem Christine ist dann für das Wohl der der Urlauber zuständig. Bauer Peter freut sich, wenn die Kinder ihm bei Stall- oder Feldarbeit über die Schulter schauen oder selbst mit anpacken möchten. Auch eine Runde mit dem Trecker fährt er die Kinder immer gerne herum.
Qualitätssiegel: Roter Hahn
Ich bin mir sicher, dass eine so herzliche Gastfreundschaft wie die der Familie Malfertheiner eine Besonderheit ist. Dennoch habe ich gelernt, dass das Modell “Urlaub auf dem Bauernhof” in Südtirol System hat. Der Bacherhof gehört wie rund 1600 andere Bauernhöfe der Region zum Südtiroler Bauernbund, dem Roten Hahn. Ein Qualitätssiegel, das besagt, dass die Bauern sich persönlich um ihre Gäste kümmern, hofeigene Produkte bieten und neben dem Betrieb mit den Feriengäste eine funktionierende Landwirtschaft betreiben. Das kann nur, wer nicht zu viele Ferienwohnungen hat. Maximal fünf Wohnungen pro Hof sind erlaubt. Denn wer wenige Ferienwohnungen hat, hat mehr Zeit für seine Gäste – und Zeit für die Landwirtschaft. Ziel des Roten Hahns, der neben Bauernhöfen auch Schankbetriebe, also Restaurants, und Bauernhöfe mit Handwerksprodukten unter seinem Siegel führt, ist die Südtiroler Lebensart und bäuerliche Kultur zu vermitteln. Sich herzlich willkommen zu fühlen, verspricht der Rote Hahn als Urlaubsgefühl auf allen seinen Höfen.
Abschied von den Bergen, Abschied von zwei außergewöhnlichen Gastgebern
Der Abschied von den Bergen und der Südtiroler Herzlichkeit fällt mir ungewohnt schwer. Christine hat uns selbst genähte Kissen geschenkt, gefüllt mit den Holzspänen der Zirbel-Kiefer. Als ich am morgen nach unserer Rückreise in unserer Hamburger Stadtwohnung erwache, sehe ich keine verschneiten Berge, keinen blauen Himmel und ich höre auch nicht den Molkereiwagen die Milch abholen, die Bauer Peter und Seniorbauer Otto morgens um 5 Uhr gemolken haben. Ich sehe Häuser vor Häusern, ein Meer aus Stein und Wolken am Himmel. Ich kuschle mich noch einmal in mein Kissen, atme den Duft des Holzes in mich ein. Ich sehe die Deern neben mir liegen. Ihre zwei Püppchen im Am. Ich fühle die Südtiroler Wärme und Herzlichkeit und schlafe noch einmal ein.
Unsere Reise im Video-Zusammenschnitt
Rundgang mit mir durch die Ferienwohnung auf dem Bacherhof Lüsen
Dieser Blog-Post entstand mit freundlicher Unterstützung vom Südtiroler Bauernbund Roter Hahn. Das hier geschriebene entspricht wie immer ganz unserer persönlichen Meinung.
Ward ihr schon mal mit Euren Kindern in den Wintermonaten auf dem Bauernhof? Und vielleicht sogar in Südtirol? Oder habt ihr jetzt Lust, es auszuprobieren? Ich freue mich auf Eure Kommentare!
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