So schön, so prächtig und so gar nicht abgehoben. Die Hamburger Elbphilharmonie zeigt sich frei von Berührungsängsten und lädt sich die ganze Buder voller Kinder. Wir waren da und sind ganz verknallt in das neue Hamburger Wahrzeichen.
Es fühlt sich besonders an an diesem Sonntag. An diesem Sonntag, an dem uns der Wecker aus den Betten klingelt. An diesem Sonntag, an dem wir schon um 9 Uhr in die U2 einsteigen. Und dort auf ganz viele Eltern und Kinder treffen. Alle so fein gemacht. Alle so früh auf. An diesem Sonntag erkläre ich dem Hamburger Jung, dass er vielleicht mal seinen Kindern davon erzählen wird. Davon, dass er gerade mal ein Schuljunge war, als die Elbphilharmonie eröffnet wurde. Und dass er sie sich mit seiner Mama und seiner Schwester, die damals noch ein Baby war, angesehen hat. Dieser Sonntag also. Heute. Heute schauen wir uns die Elbphilharmonie an. Die hat nämlich zum großen Familientag geladen.
Vom 2. bis zum 20. Stock: Kinder erobern die Elbphilharmonie
Vom 2. bis zum 20. OG steckt die Elphi heute voller Angebote für Kinder. In den Kaistudios im historischen Backsteinunterbau können Instrumente von Bratsche bis Trompete in Workshops ausprobiert werden. Im großen und kleinen Saal werden Konzerte für Kinder gespielt. Klassik, Hipp Hopp, Jazz und alles wozu man klatschen, patschen, trommeln und mitsingen kann, ist vertreten. In der Sky Lounge im 20. Stock gibt es Konzerte im Wohnzimmer-Atmosphäre und überall dazwischen noch jede Menge Angebote mehr: Architektonische Highlights werden an Entdecker-Stationen kindgerecht erläutert, Kinder können mit Aufnahmegeräten auf Klangsafari gehen und, und, und …
Aber erstmal müssen wir ja rein – in die Elphi!
Mit der 82 Meter langen Rolltreppe fahren wir hinauf, ins Innere der Elbphilharmonie. Der Weg ist lang genug, um das Draußen hinter uns zu lassen und uns ganz einzustellen auf das, was kommen wird. Die Plaza – die öffentliche Aussichtsplattform zwischen historischen Kaispeicher und geschwungenem Glitzer-Glasdach – kennen wir ja bereits (hier habe ich darüber geschrieben) . Heute wollen wir unbedingt den großen Konzertsaal entdecken und entscheiden uns für das Konzert “Kinderleicht” der NDR Big Band.
Wow, der große Saal!
Und Leute, was soll ich Euch sagen? Wow, dieser Saal! Er sieht genauso aus wie im Fernsehen. Fühlt sich aber ganz anders an. Riesig groß und durch die vielen Waben und Terrassen gleichzeitig gemütlich. Wir sitzen ziemlich weit unten – und so nah am Orchester! Später erfahre ich, dass es nicht nur uns so ging. Durch die terrassenartige Struktur ist jeder Platz im großen Saal maximal 30 Meter vom Dirigenten entfernt. Wow! Während ich es nicht lassen kann, erstmal mein Handy für ein paar Fotos zu zücken, wird der Hamburger Jung neben mir ganz still. Schaut nach oben, nach rechts, nach link, die Ränge hinauf und wieder hinunter. “Schön hier, Mama”, meint er schließlich. “Wann geht es los?” Gleich geht es los!
Andächtige Stille? Geht anders!
Über das Eröffnungskonzert der Hamburger Elbphilharmonie vor rund zwei Wochen las ich , es sei so still gewesen, dass man jedes Geräusch hörte. Das Räuspern des Nachbarn, ja, sogar die sprichwörtliche Nadel, hätte man hier fallen hören können. So ist es heute beim Familientag nicht. Absolut nicht. Familien kommen und gehen, Kuscheltiere werden gesucht und gefunden, eine 3-Jährige tanzt mit ihrer Mama zwischen den Rängen.
Die NDR Bigband spielt Kinderlieder aus aller Welt. Los geht die Weltreise natürlich in Hamburg – mit Heidi Kabels “An de Eck steiht n Jung mit nem Tüdelband” Hier und da singen Kinder mit, sollen sie ja auch. Es folgt Bruder Jakob in unterschiedlichen Sprachen und im Kanon durch die ganze prächtige Elphi. Ich spüre eine leichte Gänsehaut auf meinen Armen. Jazzig trägt uns die wunderschöne Stimme von Sängerin Fola Dada weiter über Griechenlad und die Türkei bis nach Afrika. Der Hamburger Jung wird noch am nächsten Tag von der Frau schwärmen, die so toll singen kann.
Nichts ist vor ihnen sicher
Wir befühlen die so genannte “weiße Haut” des Konzertsaals, die mit ihren kleinen muschelartigen Vertiefungen den Schall an jeder Stelle perfekt brechen soll. Wir sehen uns die Bühne noch einmal von ganz oben an. 17 Meter befinden wir uns jetzt oberhalb des Orchesters, hat uns eine Frau an der Entdeckerstation erklärt. Wir erhaschen einen Blick auf den kleinen Saal. Wir probieren Instrumente. Wir schauen immer wieder aus den Fenstern auf die Stadt. Und so wie wir, machen es die vielen anderen rund 7000 Eltern und Kinder, die heute zu Gast in der Elbphilhamonie sind. Die Kleinen rennen Stufen hinauf und hinunter. Sie klatschen und stampfen in Konzerten. Sie laufen mit Aufnahmegeräten durch die Ebenen und sammeln Klänge. Sie zupfen an der Geige, spielen am Klavier und trommeln am Schlagzeug. Nichts ist vor ihnen sicher. Sie fassen alles an. Sie sind Kinder in einem der prächtigsten Konzerthäuser der Welt.
Bürgermeister Olaf Scholz hat einst gesagt, die Elbphilharmonie solle ein Haus für alle werden. So fühlt es sich heute auch an.
P.S. Wow – habt ihr wirklich bis zum Ende mitgelesen? Das soll sich natürlich gelohnt haben. Deshalb gibt es hier noch zwei handfeste Tipps:
Erstens: Der Kartenvorverkauf für das Elbphilharmonie-Sommer-Programm startet bald
Am 15. Februar startet der Kartenvorverkauf für das Elbphilarmonie Sommerprogramm! Also seid schnell und sichert Euch Karten für dieses fantastische Konzerthaus. Kinderkonzerte konnte ich im Sommerprogramm nicht entdecken. Aber: Wie wäre es denn man wieder mit einem Abend zu Zweit z.B. bei Rufus Wainwright (wobei eigentlich hätte ich selbst gerne Karten für dieses Konzert, also psst – das muss unter uns bleiben).
Zweitens: Kinderkonzert Kinderleicht
Das mitreißende Jazz-Kinderkonzert “Kinderleicht” von der NDR Bigband, von dem wir einen Ausschnitt in der Elbphilharmonie gehört haben, könnt ihr in voller Länge am 25. März im Rolf-Liebermann-Studio vom NDR (Oberstraße 120) erleben! Es lohnt sich!
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