Dass wir uns gerade verstärkt für erste Nahrung fürs Baby interessieren, wisst ihr ja. Jetzt haben wir den Klassiker für eine breifreie Beikost gelesen: Baby-led Weaning – Fingerfood fürs Baby. Was drin steht und wie wir es handhaben mit der Babykost:
Die Methode kommt aus England. Der Gedanke ist denkbar einfach und wird sicherlich in vielen Ländern der Erde so praktiziert: Gebt den Babys, was sie selbst essen können. Stopft ihnen nicht löffelweise Brei in den Mund, von der sie im schlechtesten Falle Bauchschmerzen bekommen, sondern bietet ihnen dies und jenes von Eurem Teller an und schaut, wo sie selbst zugreifen.
Klingt sympathisch, finde ich als pragmatische 3-Kind-Mama. Und ließ mir zum Test das Buch kommen, was steht ganz oben in den Rankings steht, wenn man “Baby-led Weaning” (so heißt die Methode) googelt: Baby-led Weaning. Das Grundlagenbuch von Gill Rapley, Hebamme und Stillberatierin und Tracey Murkett, Journalistin und Mutter.
Keine Angst vorm Ersticken
Auf rund 250 Seiten erklärt das Buch, was Baby-led Weaning (BLW) ist, wie es funktioniert, was erste Lebensmittel sind, wie es im Familienalltag funktioniert und was generell eine gesunde Ernährung ist und, und, und.
Einige Dinge habe ich gelernt. Dass Weaning “Entwöhnung” bedeutet, dass man keine Angst haben muss, dass Babys an nicht püriertem Essen ersticken, weil ihr Würgereflex noch deutlich weiter vorne im Mund liegt. Das schützt sie zum einen und sorgt zum anderen dafür, dass sie häufiger mal würgen, ohne dass ihnen wirklich ein Lebensmittel ganz hinten in den Rachen gerutscht wäre. Eine gute Idee fand ich auch, Gemüsesticks mal im Ofen zuzubereiten, statt zu dünsten (was auch in Ordnung ist), weil so für Babys auch eine gut essbare Konsistenz entsteht. Gute Lebensmittel fürs erste Essen sind: Klebereis, gebogene Nudeln wie Spiralnudeln (Fussili) oder Muschelnudeln (Orrechiete), die sind nämlich leichter festzuhalten. Für den Eisenhaushalt des Babys empfiehlt sich Fleisch. Das kann es natürlich am Anfang noch nicht kauen. Aber: Wenn der Nachwuchs ein großes Stück Fleisch bekommt, saugt es meistens gerne den eisenhaltigen Saft daraus saugen (dafür natürlich am Besten rotes Fleisch geben).
Wichtig ist den Autorinnen, dass man Babys nichts in die Hand und erst recht nicht in den Mund steckt, damit sie wirklich ganz selbstbestimmt essen. Eine Fütterung mit dem Löffel lehnen sie auch deshalb ab, weil das Baby nicht selbst bestimmen kann, was und wie viel es ist. Leicht könne es zu einer Überfütterung durch den Löffel kommen, weil Baby sich nicht gegen das Essen im Mund wehren kann. Angst, dass die Kleinen zu wenig essen bekommen, bräuchte man nicht zu haben. Denn die Muttermilch macht auch dann noch satt und versorgt ausreichend, wenn Baby sechs Monate und älter ist. Essen lernen ist am Anfang wirklich nur eine Spielerei. Nur ein lernen, erfahren und Lust machen. Klar ist also auch: Fingerfoof fürs Baby ist frühestens ab sechs Monaten überhaupt eine mögliche Methode. Und auch nur dann, wenn Mama kein Problem hat, für mindestens zwei weitere Monate voll zu stillen.
Tell me something new!
Ansonsten habe ich aber auch auf vielen Seiten ausgebreitet lesen, warum der Weg der Brei-Beikost so stressig und anstrengend für viele Eltern sei (war er bei unseren Kinder überhaupt nicht), und dass Baby-led Weaning ganz nebenbei und natürlich funktionieren kann. Ob das wirklich stimmt, möchte ich bezweifeln. Denn wir essen zwar ziemlich gesund, aber gesalzen und gewürzt dann doch. Die Vorstellung, einfach etwas vom Tisch zu reichen, ohne zusätzlich kochen zu müssen, würde bei uns also nicht funktionieren. Außerdem sehr, sehr oft in diesem Buch gelesen habe ich, dass Fingerfood fürs Baby eine Riesen-Sauerei ist, aus der man sich nichts machen soll (ach was, ist Brei aber auch). Dass Kinder Dinge nicht absichtlich auf den Boden werfen und dass auch nicht heißt, dass sie etwas nicht mögen (sieh an, sieh an). Dass man die Babys nicht alleine beim Essen lassen soll (achso, danke für den Tipp).
Was ich mir von dem Buch eigentlich erhofft hatte, waren vor allem konkrete Tipps, was wie den Babys gegeben werden kann und welche Lebensmittel sich besonders gut für Baby Led Weaning eignen. Bis ich bei diesem Praxis-Teil des Buches angelangt war, hatte ich allerdings 115 Seiten hinter mir. Die lasen sich zwar flott weg, aber das Gefühl, dass hier ganz schön geschwafelt wurde, blieb …
Vielleicht ist das Learning aus dem Buch …
Vielleicht ist das, das große Learning aus diesem Buch? Dass es soviel zu Babyernährung dann auch nicht zu sagen gibt?! Dass wir uns ruhig ein bisschen was trauen dürfen, so lange wir uns an die Grundregeln halten. Dass ein bisschen Entspannung hilft und der Rest schon von alleine kommt…?!
Für mich zumindest ist das die Botschaft. Ich hatte schon mit vier Monaten angefangen unserer Baby Deern Brei zu geben. Dann habe ich ein bisschen auf die Bremse getreten und den zweiten Brei erst mit sechs Monaten eingeführt. Dazu gab es immer mal wieder Fingerfood. Die Autorinnen des Buches sind der Meinung, dass eine Mischung nicht funktioniert. Ich aber wollte nicht warten bis die Kleine acht oder neun Monate alt ist, bevor ich die erste Stillmahlzeit durch andere Nahrung ersetzen kann. Die Lust Am Fingerfood bleibt meiner Meinung auch Brei-Babys erhalten. Heute ist die Baby Deern fast 7 Monate alt. Sie isst mittags, nachmittags und abends Brei. Und zwischendurch lutscht sie mit großem Vergnügen an Banane, Apfel, Gemüsesticks und Brot. Vielleicht werden wir früher als bei ihren großen Brüdern den Brei wieder abschaffen und auf Fingerfood umstellen. Mit neun oder zehn Monaten, wenn sie in der Lage ist, dies auch wirklich zu essen …
In diesem Sinne: Lasst die Baby essen, was sie essen wollen 🙂