Wenn Babys vier bis sechs Monate alt sind, sollen Eltern mit der Beikost beginnen. So die aktuelle Empfehlung des Netzwerk “Gesund ins Leben.” Huch! Sind damit wir gemeint? Über die Frage, ob ich wirklich schon abstillen will. Und über mein kleines Mädchen was dazu eine ganz klare eigene Meinung hat.
Ich dachte, wir hätten uns in unserem Baby-Alltag gut eingegroovt. Dann kam meine Kinderärztin.
“Die Kleine ist fünf Monate alt. Bekommt sie denn schon Brei?” Mit der “Kleinen” meint sie mein wunderbares Baby. Meine süßes Mädchen, was gar nicht klein, sondern winzig ist. Mein entzückendes Baby, das doch gerade erst auf die Welt gekommen ist. Mein drittes Kind, was sehr wahrscheinlich mein letztes Baby sein wird. Mein letztes Stillkind.
Will ich schon mit dem Abstillen beginnen?
Nach dem ersten Schock spürte ich eine kleine Verlockung. Wenn die Baby Deern mittags Brei essen würde, könnte ich sie auch mal länger abgeben. Ich könnte mal wieder mit den Jungs schwimmen gehen oder alleine zum Sport. Denn zum Abpumpen fehlt mir dieses Mal schlicht der Nerv und die Zeit. Und auch Pre-Milch haben wir der Hamburger Deern nicht gegeben. Und das, obwohl ich während der Schwangerschaft noch vollmundig erklärt hatte, dass Papa und Oma genau das auch ausnahmsweise mal tun könnten. Aber dann kamen die anderen Mamis, die erzählten, dass es für den jungen Darm eine erhebliche Umstellung von Muttermilch auf Pre-Milch sei. Und es kam das Gefühl, dass ich doch nur mit schmerzenden Brüste im Schwimmbad hocken und wahrscheinlich mein ganzer Stillrhythmus durcheinander geraten würde, wenn ich ausnahmsweise tagsüber mal nicht stillen würde.
Dennoch blieb die Frage: Würde ich mehr Zeit für mich haben, wenn ich den Mittagsbrei einführte? Klar, ich hätte die Möglichkeit, die Baby Deern auch mal abzugeben. Aber andererseits würde ich auch viel Zeit mit Brei kochen oder Gläschen kaufen verbringen. Und ich würde unflexibler werden. Denn einfach mal so irgendwo stillen ist für mich mittlerweile kein Problem mehr. Füttern möchte ich – zumindest am Anfang – lieber daheim. Brei zu geben würde also auch bedeuten, in der Mittagszeit wieder zuhause sein zu müssen.
Nach der großen Freiheit klingt das nicht.
Aber was ist mit der Hamburger Deern? Ist sie mit ihren fünf Monaten schon bereit für Brei? Bei unserem Hamburger Jung (heute 6) galt noch die Empfehlung, volle sechs Monate zu stillen. Daran haben wir uns gehalten und alles war fein.
Beim Hamburger Knirps (heute 3) hatte sich die Ansage von Hebammen und Kinderärzten bereits verändert. Zwar empfehle die WHO auch weiterhin sechs Monate voll zu stillen, das Netzwerk “Gesund ins Leben” vom Bundesministerium für Ernährung und Ladwirtschaft jedoch rate zu Beikost ab einem Lebensalter von vier Monaten. Der Grund: Allergieprävention. Je früher die Babys mit anderen Lebensmitteln in Kontakt kämen, desto geringer sei das Risiko, dass sie Nahrungsmittelunverträglichkeiten entwickelten. Ich war skeptisch. Beim Hamburger Jung hatte doch alles gut geklappt. Beim Knirps wollte ich es genauso halten. Wer machte mir einen Strich durch die Rechnung? Der Hamburger Knirps höchstpersönlich. Der machte nämlich schon bald so einen Alarm beim Essen, dass ich nachgab. Und mit fünf Monaten den ersten Gemüsebrei fütterte.
Aber: SIE möchte essen!
Bei der Hamburger Deern nun fühle ich mich an den Song erinnert, der in meiner Kindheit zum Abschluss einer jeden Folge von Paulchen Panther gespielt wurde: “Wer hat an der Uhr gedreht. Ist es wirklich schon so spät?” Ja , es ist. Die Zeit ist an uns vorbeigeflogen. Unser kleines Baby ist heute fünf Monate alt. Aus Bequemlichkeitsgründen spräche so manches dafür, sie auch weiterhin voll zu stillen. Und Bequemlichkeitsgründe wiegen beim dritten Kind schwer, kann ich Euch sagen. ABER: Unser Baby möchte – so mein Eindruck – wirklich essen. Schon lange begleitet sie unsere Mahlzeiten auf Augenhöhe aus ihren Nomi Hochstuhl. Seit einigen Wochen gerät sie dabei mehr und mehr in Aufregung. Sie möchte auch einen Löffel halten. Alles in den Mund nehmen, will sie natürlich sowieso. Zwei Zähnchen hat sie vor einigen Tagen auch bekommen. Und ihr solltet mal ihre Augen sehen, wenn ich es wage, einen Joghurt auf ihrer Krabbeldecke zu essen.
Was habe ich also gemacht? Mit viel Wehmut habe ich der jungen Dame letzte Woche einen Kürbisbrei gekocht. Am ersten Tag hat sie sich den Brei begeistert in den Mund schieben lassen – und genauso selbstverständlich mit der Zunge wieder heraus geschoben. Am dritten Tag landete schon so viel im Magen, dass ich es an der Windel bemerken konnte. Am vierten Tag weinte die Baby Deern, als das Schüsselchen leer war.
Wir füttern jetzt also Brei. Zwar nicht mit Eile und mit der Absicht, möglichst bald möglichst viele Stillmahlzeiten zu ersetzen. Und auch nicht immer ganz getreu der strengen Vorgaben. (Dazu später mal mehr). Aber wir füttern täglich Brei. Nicht, weil ich es möchte. Nicht, weil ich wirklich glaube, dass ich damit Allergien verhindern müsste. Oder dass unser Baby sonst nicht satt würde. Sondern weil sie es möchte. Weil unser Baby schon ein großes Baby geworden ist. Unser wahrscheinlich letztes Stillkind.
Sie ist nicht mehr winzig, sondern klein.
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