Meine liebe Kollegin Caro verabschiedet sich heute in den Mutterschutz. Sie bekommt ihr zweites Kind. Hier kommen meine 5 Tipps für einen guten Start unter Geschwistern!
1. Das Geschwisterkind helfen lassen
Schnuller aufheben, Windel zukleben, Fläschchen holen – es gibt viele Dinge, die selbst ein kleines Geschwisterkind für das neugeborene Baby tun kann. Mein Tipp: Auch wenn es ein bisschen länger dauert, das große Kind überall mit einbinden. Lasst es helfen, wo es helfen möchte (aber macht es nicht zum Laufburschen! Wer nicht will, muss nicht.) Das hat selbst bei unserem Hamburger Jung hervorragend funktioniert.Wer wie meine Kollegin Caro ein Mädchen zur großen Schwester macht, hat es meistens noch leichter! Eine Puppe kann eine gute Möglichkeit für das Geschwisterkind sein, sich schon vorher auf das Baby zu freuen und Babypflege im Rollenspiel auszuprobieren. Wenn das Baby da ist, kann das große Geschwisterkind die Puppe wickeln, wenn Mama das Neugeborene wickeln muss. Oder es kann beim Pekip die Puppe auf dem Schoß wiegen, wenn Mama das Geschwisterchen auf den Beinen schaukelt. Zur Puppe gibt es natürlich allerhand Zubehör wie Tragetücher, Kinderwagen, Kleider und Fläschchen. Hier würde ich abwägen, wie sehr Puppenmama das Geschwisterkind wirklich ist. Der Hamburger Jung hat seine Puppe relativ schnell für die Brio Eisenbahn in der Ecke liegen lassen. (und das nackt, tss!)
2. “Das Baby soll zurück ins Krankenhaus”
Als unsere Hebamme uns im Wochenbett täglich besuchte, stürzte der Hamburger Jung eines Tages auf Sie zu und sagte: “Du Anne, mein Bruder ist immer noch da!” Eine gewisse Verwunderung über diesen Umstand war ihm deutlich anzumerken. Und ein paar weitere Tage später, fragte er uns, ob wir den Hamburger Knirps nicht zurück ins Krankenhaus bringen könnten?! Tatsächlich, so musste ich damals lernen, ist ein solcher Vorschlag aus Kindermund völlig normal. Fast jedes Kind schlägt irgendwann vor, dass Baby zurückzubringen oder gar, es auf den Müll zu werfen (wirklich!). Für Eltern ist das natürlich schokierend. Lasst es euch nicht anmerken. Erklärt statt dessen geduldig, dass das Baby ja nun auch zur Familie gehört und dass ihr es auch lieb habt, und deshlab nicht einfach wegbringen könnt. Kinder sollten nicht das Gefühl haben, dass sie ihre Gedanken und Gefühle nicht aussprechen dürfen. Und mal ehrlich, wenn das Baby weint und wir deshlab nicht schlafen können oder dem großen Kind keine Geschichte vorlesen können, dann sind auch Eltern manchmal genervt. Mein Tipp: Das ruhig auch mal sagen! Dem Hamburger Jung habe ich eines Tages so etwas gesagt wie: “Du, ich finde es auch richtig blöd, dass der Hamburger Knirps jetzt schon wieder weint. Jetzt müssen wir uns gut um ihn kümmern. Aber wenn er groß ist, dann sagen wir ihm das, okay?”. Da hat der Hamburger Jung eifrig genickt, hat dem schreienden Hamburger Knirps über den Bauch gestreichelt und wirkte irgendwie – sehr erleichtert.
3. Stillen – die schönste Mahlzeit des Tages
Den Tipp mit der Stillkiste hat eine Freundin mir gegeben, bevor der Hamburger Knirps auf die Welt kam. Und das geht so: Immer wenn das Baby gestillt wird – oder das Fläschchen bekommt, öffnet sich für das große Kind eine Kiste mit besonders begehrten Spielsachen, die es nur für diesen Moment bestimmt sind. Der Effekt: Keine Gemaule und Gezerre an der Mama, wenn die nun wirklich nicht kann. Keine Verwüstung der Wohnung, weil das große Kind genaus weiß, dass Frau Mama gerade ziemlich wehrlos ist. Das Prinzip dieser Kiste lässt sich natürlich je nach Kind beliebig abwandeln. Einige Mütter haben auch etwas bessere Knabbereien darin, so dass alle zusammen essen können. In unserer Stillkiste waren Hörbücher. Die liebte der Hamburger Jung schon damals – und während ich mit dem Hamburger Knirps auf dem Sofa saß, kuschelte er sich dazu und hörte seine Geschichten. Und wenn der Hamburger Knirps satt und wieder eingeschlafen war, fragte er; “Mama, wann hat das Baby wieder Hunger?”
4. Zwei Babies: Regression zulassen
Und auch das ist völlig normal. Gerade hat man die ersten Krisen bewältigt, plausibel erklärt, warum das Baby nicht auf den Müll gehört und zusammen mit dem großen Geschwisterkind unzählige Male die kleinen Fingerchen und Händchen bestaunt, da verwandelt sich das große Gewisterkind zurück – in ein Baby. Es will vielleicht wieder einen Schnuller haben, eine Windel tragen, es krabbelt und seine Sprache wandelt sich zurück in babyhafte Laute. Ja Leute, ich weiß, das nervt! Und wie. Eigentlich waren wir nämlich sehr froh, wenigstens ein Kind zu haben, dass kein Baby mehr ist. Aber es hilft nichts. Auch da müssen wir durch. Macht euch klar: Euer Kind will Aufmerksamkeit. Schenkt sie ihm! Möglichst in Momenten, in denen es nicht gerade wie ein Säugling auf dem Rücken liegt und schreit. Lobt nebenbei alles, was das Kind schon alleine und selbständig macht, wie groß es schon ist und so weiter. Meistens wird dem Kind der Rückfall in Babyverhaltensmuster selbst langweilig – und es kehrt zu seiner altersgerechten Selbständigkeit zurück.
5. Geduld und Verständnis
Und zu guter Letzt: Wenn ein kleines Geschwisterchen auf die Welt kommt, ändert sich das gesamte Familiengefüge. Das ist selbst für Eltern anstrengend, die sich vorher die Situation oft ausgemalt und ja sogar herbeigeführt haben. Für ein kleines Kind aber, dass sich kaum vorstellen kann, was es wirklich heißt, ein Geschwisterchen zu haben, kann die Geburt des neuen Familienmitglieds ein Schock sein. Das gilt auch, wenn es sich vorher wie Bolle auf das Baby gefreut hat. Unser Hamburger Jung war 2,5 Jahre alt und ganz schön durcheinander, als der Hamburger Knirps auf die Welt kam. Manche Kinder werden wütend auf die Eltern, die wenigsten empfinden Groll gegen das Geschwisterchen. Unser Hamburger Jung war einfach vollkommen aus dem Gleichgewicht. Er hat Sturzbäche gweint, wenn das Puzzelteil nicht passte. Hat geschrien und geschimpft, wenn der Schuh nicht über den Fuß flutschte. Da hilft nur, was eigentlich immer hilft: Geduld! Und: Liebe! Das größere Kind hat alles recht der Welt, verunsichert und durcheinander zu sein. Das sollten Eltern ihm zugestehen und akzeptieren. Wenn Eltern dem großen Geschwisterkind nachsichtig und mit liebevollem Verständnis begegnen, lernt es, dass es keinen Grund zu Verunsicherung gibt: Mama und Papa lieben es genauso wie vorher! Und: Lasst Euch bloß nicht selbst verunsichern! Auf einmal ein Geschwisterkind zu haben, mag auf den ersten Blick schockierend sein, ist aber langfristig das schönste Geschenk, was ihr nicht nur Euch, sondern auch dem älteren Kind machen konntet!
Und zu guter Letzt
Was für ein Kind gilt, gilt auch für zwei Kinder: Es ist immer nur eine Phase! Das große Geschwisterkind findet das Geschwisterchen blöd und überflüssig? Morgen wird es seine kleinen Händchen halten und beteuern, wie lieb es das kleine Wesen hat. Das große Kind hat sich gut damit arrangiert, dass die Eltern sich auch um den Säugling kümmern müssen? Dann wartet ab, was passiert, wenn das Baby erstmal zu krabbeln beginnt. Wenn es Legotürme zerstört. Wenn es aufsteht und auf einmal groß ist. Alles ist ständig im Fluss, alles verändert sich. Je größer sie werden, desto mehr können sie streiten. Aber desto mehr können sie auch spielen und voneinander lernen. Hamburger Knirps und Hamburger Jung sind heute ein eingespieltes Team. Natürlich streiten sie sich, sie hauen und schubsen sich auch mal – eigentlich sogar ziemlich oft. Aber sie rennen auch gemeinsam kreischend über den Flur. Sie baden nur noch gemeinsam. Sie singen gemeinsam. Und sie schauen sich zusammen Bilderbücher an. Sie spielen zusammen Kasperletheater. Sie verbrüdern sich gegen Mama und Papa. Sie sind ein tolles Team!
Und ihr? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht, als das zweite oder sogar das dritte oder vierte Kind kam? Und wenn das zweite Kind noch unterwegs oder in Planung ist, was habt ihr euch vorgenommen? Wie habt ihr Euch vorbereitet? Was ist eigentlich für Euch ein guter Altersabstand zwischen Geschwistern? Ich freue mich über Eure Kommentare!
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