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Vom Kann-Kind zum Schulkind

Wie wir immer dachten, dass unser Kann-Kind mit sieben Jahren in die Schule geht und dann innerhalb von drei Wochen entschieden: Er muss in die Schule! Jetzt! Obwohl er gerade erst sechs geworden ist.

Einschulung und Zuckertten

Einschulung mit gerade mal 6?! Das fanden wir immer total blöd. Wozu denn die Eile? Lasst die Kinder doch spielen. Lasst Sie Kinder sein. Sie können noch lange genug zur Schule gehen. Wozu sollen die jungen Leute von heute überhaupt schon so früh ihr Abitur in der Tasche haben? Aus dem gleichen Grund, warum auch Studenten heute zur Eile angetrieben werden?Um dem Arbeitsmarkt möglichst früh zur Verfügung zu stehen? Nee, danke. Nicht mit uns. So dachten wir uns.

Unser Hamburger Jung ist im Juli geboren. Und das bedeutet in Hamburg: Er ist ein Kann-Kind. Kinder, die bis zum 30.6. sechs Jahre alt werden, müssen hier in die Schule gehen. Kinder, die ab dem 1. Juli geboren sind, können zur Schule gehen,

Unser Plan stand also fest: Der Hamburger Jung kommt mit sieben Jahren in die Schule. Dann gehört er immer zu den Großen. Dann schenken wir ihm ein Jahr zusätzliche Kindheit.

Doch wie heißt es doch so schön?

Pläne sind da, um geändert zu werden

Die Zeit verging und der Hamburger Jung wurde groß. Immer mal wieder beschlich uns so ein Gefühl. Ist es wirklich richtig, ihn erst mit sieben einzuschulen? Ihn, der schon so smart, selbständig und selbstbewusst ist? Wir dachten an die Kinder, die in diesem Jahr zur Schule gehen würden. Spielte er nicht vollkommen mit ihnen in einer Liga? Sollten wir wirklich noch warten?

Aber: Ich liebe langfristige Planungen und werfe Pläne nicht gerne ohne weiteres über den Haufen. Wir hatten es entschieden. Also sollte es so bleiben. Und, wenn wir wieder mal unsicher waren, beruhigten wir uns mit dem Gedanken an Malcom Gladwells Buch “Überflieger. Warum manche Menschen erfolgreich sind und andere nicht.” Gladwell hatte dort beschrieben, dass Profi-Eishockey-Spieler der kanadischen Nationalmanschaft auffällig häufig in den Monaten Januar bis März Geburtstag haben. Seine Schlussfolgerung: Der Stichtag für die Jugendmannschaften ist der 1. Januar: Wer kurz danach Geburtstag hat, gehört im Jahrgang zu den älteren und körperlich weiter entwickelten Spielern. Diese größeren und stärkeren Kinder können besser spielen, werden mehr gefördert, werden zu noch besseren Spielern und so weiter und so weiter.

Aber zurück aus der Eishockey Welt zu uns:

Dann kam der Sommer. Alle Freunde des Hamburger Jung bereiteten sich mental auf ihre Einschulung vor. Wann immer der Jung Leuten erzählte, dass er gerade sechs geworden sei, fiel denen dazu ein: Dann kommst du ja dieses Jahr in die Schule! Nein, sagte der Hamburger Jung dann. Ich gehe erst mit sieben in die Schule. Das hatten wir ihm mittlerweile oft genug gesagt. So richtig glücklich wirkte er damit nicht.

Der Sommer schritt voran. In der Kita wurden Zettel in die Fächer all jener Kinder verteilt, die nach den Sommerferien die Vorschule im Kindergarten besuchen sollten. Wir erschraken. Diese Kinder waren doch viel jünger und kleiner als er! Eines Tages sah ich die Kita-Gruppe morgens in den Wald gehen. Viele fröhliche Kindergartenkinder. Dazwischen unsere Großen. Was würde passieren, wenn alle seine Freunde in die Schule gehen würden? Dann wäre er fast der einzige Große hier. War er überhaupt noch ein Kindergartenkind?

Unser Sohn ist schulreif

Nein, sagte mir mein Gefühl. Verrückt. Das hatten mir viele Lehrer und Eltern gesagt. “Ihr werdet es merken, ob er in die Schule gehen kann oder nicht.” Ich hatte es mir nie vorstellen können. Und auf einmal spürte ich es mit einer absoluten Sicherheit: Unser Sohn ist kein Kindergartenkind mehr. Unser Sohn ist schulreif!

Was würde passieren, wenn wir den Hamburger Jung in der KiTa lassen würden? Würde er sich langweilen? Provozieren? Auch Kinder merken, wenn Sie fehl am Platz sind. Wir könnten ihn außerhalb der Schule fördern, hatten wir uns überlegt. Klavier Unterricht, ein neuer Sport – das würde ihn schon eine Weile beschäftigt halten. Andererseits: Der große Teil seines Alltags findet eben doch im Kindergarten statt – und nicht in den wenigen verbleibenden Nachmittagsstunden. Und was würde passieren, wenn er mit sieben in die erste Klasse käme? Und merken müsste: Jetzt geht es immer noch nicht richtig los. Das stellten wir uns frustrierend vor.

Bis zur Einschulung waren es noch zwei Wochen. Und nun? Lange hatte ich gedacht, es sei ohnehin zu spät, um unsere Entscheidung rückgängig zu machen. Die Anmeldefrist für die ersten Klassen war im Januar ausgelaufen. Jedoch, so hörten wir, auch eine spätere Anmeldung könnte eventuell erfolgreich sein, wenn der Schulleiter diese unterstützen würde. Wir wollten es zumindest versuchen. Wir schrieben einen Brief an die Schulleiterin unserer Grundschule, wurden zum Gespräch eingeladen, schickten den Hamburger Jung zum Einzelgespräch. Und bekamen bestätigt, was unser Gefühl uns schon so lange sagen wollte: Natürlich ist dieses Kind reif für die Schule!

Die engagierte Schule setzte sich ein – und nun – darf unser Hamburger Jungs doch tatsächlich in die erste Klasse gehen. Wir freuen uns riesig – am allermeisten natürlich das Fast-Schulkind!

Woran könnt ihr merken, dass ein Kind reif für die Schule ist?

Zu dieser Frage habe ich einen schönen Blog-Post beim Schulranzen Hersteller egobag gefunden. Demnach ist es neben den kognitiven Fähigkeiten wichtig, dass Kinder sich gut konzentrieren können, mindestens eine Stunde still sitzen können, selbstbewusst genug sind, um alleine irgendwo zu bleiben und selbständig in Alltagsdingen sind wie zum Beispiel beim Anziehen, Aufräumen, zur Toilette gehen. Mit Schere und Kleber umgehen können, ist auch nicht schlecht für den Unterricht. Wichtig war uns auch, dass unser Hamburger Jung eine gewisse emotionale Reife hat (auch wenn er immer noch nicht gut verlieren kann).

Also: Beachtet neben der kognitiven Reife all dieses Punkte und hört dann auf Euer Gefühl! Und es schadet nicht, dass etwas rechtzeitiger zu tun, als wir es getan zu haben.

Wie bereitet man eine Einschulung in einer Woche vor?

Ich bin sicher, hätte ich unseren Hamburger Jung regulär im Januar für die Schule angemeldet, wäre ich auch im Januar mit ihm losmarschiert und hätte ihn aus den aktuellen Schulranzen-Modellen den Schönsten aussuchen lassen (die kommen nämlich immer im Januar in die Läden). Jetzt weiß ich. Es geht auch anders! Gut, wenn alle Freunde um einen herum schon fleißig waren. Dann kann man ihr Wissen anzapfen und findet schnell heraus, welche Schulranzenmodelle gerade angesagt sind, wo es die schönsten Schultüten gibt oder wie lange es dauert, sie selbst zu basteln. Wie man schnell und mit geringer Fehlerquote die gewünschten Materialen für die Schule einkauft (einfach Liste der Schule im Fachhandel abgeben und zusammenstellen lassen, in Hamburg zum Beispiel in der Papeterie Otto F.K. Koch). Ihr bekommt von angehenden Schulkind-Eltern auch gute und schnelle Anregungen dazu, was eigentlich in die Schultüte gehört.

Achja, und ein Tisch beim Italiener um die Ecke ist dann auch schnell reserviert.

Und, ist es nicht schade, sich gar nicht lange und ausgiebig auf die Einschulung vorzubereiten und sich darauf zu freuen? Einerseits sicherlich ja. Andererseits aber auch gerade nicht. Viele Kinder, die schon seit sechs Monaten auf ihre Einschulung hinfiebern, sind jetzt einfach nur noch nervös. Der Hamburger Jung hingegen ist einfach – voller Vorfreude!

 

Und wie haltet ihr es? Habt auch ihr ein Kann-Kind zuhause und die Qual der Wahl? Habt ihr Erfahrung mit frühen und späten Einschulungen? Ich würde mich riesig freuen, wenn ihr einen Kommentar hinterlasst und dazu berichtet 🙂

 

 

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