Mein Wochenbett mit drittem Baby ist entspannt. Zumindest was das Baby betrifft. Das war bei unserem ersten Sohn noch ganz anders. Aber lest selbst …
Denke ich an das Wochenbett mit dem Hamburger Jung (heute 6), denke ich an Rückenschmerzen. Ständige Rückenschmerzen von dieser furchtbaren und ständigen Anspannung. Von diesen Schreien. Vom Stillen. Vom Tragen. Von all der neuen Last, auf den unvorbereiteten Schultern. Schließlich kann kein Buch, kein Bericht von Freundinnen, kein Geburtsvorbereitungskurs darauf vorbereiten, was es wirklich heißt, Eltern zu werden. Ich weiß noch, wie schön es war, zu duschen. Zehn Minuten nicht verantwortlich sein, zehn Minuten Pause. Zehn Minuten, dieses wunderbare warme Wasser auf den verspannten Schultern.
Entspannte Eltern = Entspannte Babies? Mitnichten!
“Ihr seid so entspannt, ihr bekommt bestimmt ein entspanntes Baby”, sagten uns damals Freunde. Ja, Pustekuchen! Wir waren sofort unsterblich verliebt in unseren Hamburger Jung. Aber entspannt waren die ersten Wochen mit ihm sicherlich nicht.
Zunächst mal diese Stillprobleme. Unser Erstgeborener konnte am Anfang nur mit Stillhütchen trinken. Wenn überhaupt. Und wenn er die Brust nicht sofort zu fassen bekam, schrie er sich in Rage – einmal sogar bis ins Fieber. Und ich? Ich wurde nervös, kam ins Schwitzen, vielleicht auch weil es draußen 30 Grad und mehr waren in diesem heißen Juli 2010. Und dann dieses Stillkissen! Ich fand es so warm. So umständlich. Und noch nicht mal ausreichend. Um den Hamburger Jung vernünftig in Position zu bringen, hatte ich drei Kissen im Rücken, vor mir ein Stillkissen und darauf ein Nackenkissen. Und wenn unser Erstgeborener trank, brauchte er 30 Minuten pro Seite. “Mal eben noch stillen”, hörte sich für mich damals wie ein schlechter Witz an.
Er weinte und weinte und weinte
Wenn unser Sohn nicht trank, weinte er. Um ihn zum Schlafen zu bringen, gingen wir mit ihm in der Manduca spazieren. Versuchten wir ihn zuhause in sein Bett zu legen, weinte er. Blieben wir während eines Spaziergangs stehen, weinte er. Betraten wir ein Geschäft, weinte er. Wie ich die gut gemeinten Ratschläge empfand, die stets mit “Hunger”, “Windel voll” oder “Er ist müde” zu tun hatten, muss ich wohl nicht weiter ausführen.
Um unseren Sohn abends ins Bett zu bringen, stillte ich ihn stundenlang. Immer wieder. Zwischendurch lief ich mit ihm im dunklen Kinderzimmer umher und sang “Heute hier, morgen dort”. Auch immer wieder. Und irgendwann schlief er ein. Erst als er fünf Monate alt war, nickerte unsere Erstgeborener einmal – wie aus Versehen – einfach so auf meinem Arm ein. Ich weiß, andere Babies machen das ständig. Mein Baby aber nicht. Deshalb erinnere ich mich auch noch so gut daran: Ich saß mit einer Mama-Freundin im Café. Sein Kopf sackte ein wenig zur Seite, seine Augen fielen zu. Und ich weinte ein bisschen vor Rührung und Glück. (Ich glaube meine Freundin hat es nicht verstanden)
Was soll daran anstrengend sein?
Mit unserem zweiten Sohn war alles anders. “Das fanden wir damals anstrengend?”, konnten der Hamburger Papa und ich uns nur achselzuckend fragen, als wir den Hamburger Knirps (heute 3) durch seine ersten Lebenswochen begleiteten. “Der schläft doch nur!” Der Hamburger Knirps trank problemlos. Zwar hatte ich ihn zu Beginn ein paar Mal falsch angelegt und mir dabei zerbissene Brüste zugezogen, aber er trank. Ohne Stillhütchen. Schnell und effizient. Und absolut regelmäßig. Und wenn er nicht trank, dann schlief er. Aus seinen ersten Lebenswochen existieren hunderte von Fotos, auf denen er irgendwo herumliegt und schläft. In seinem Babybay, in unserem Bett, im Gästebtt, auf dem Sofa, ja sogar auf einer Wolldecke auf dem Fußboden.
Unser easy-peasy Wochenbettbaby
Und nun also unser drittes Kind. Vorher habe ich mir einige Gedanken gemacht. Was, wenn wir wieder so ein anspruchsvolles Baby bekommen wie beim ersten Mal? Wie sollen wir es zufrieden stellen können, in einer Familie, in der schon zwei Kleinkinder lautstark ihre Bedürfnisse anmelden? Auch auf zerbissene Brustwarzen zusammen mit den Nachwehen, die von Baby zu Baby stärker werden, hatte ich wenig Lust.
Aber: Unsere Hamburger Deern ist ein entspanntes easy-peasy Baby. Zumindest ist sie ein entspanntes Easy-Peasy-Wochenbettbaby. Getrunken hat sie von Anfang an tadellos. Wenn ich sie im Arm halte, schläft sie ein. Wenn ich die Jungs abholen muss, stecke ich sie ins Tragetuch und sie schläft ein.
Meine Hebamme hatte mir empfohlen, gerade nach einer dritten Geburt so lange wie möglich im Bett zu bleiben und wenig aufzustehen. Am Anfang hatte ich Zweifel: “Wie soll das gehen mit drei Kindern?” Aber es geht! In den ersten drei Wochen nach der Geburt hatte der Hamburger Papa Urlaub und hat mir die Jungs und den Haushalt fast vollständig abgenommen. Und die Hamburger Deern und ich lagen im Bett. Stundenlang lag sie vor mir auf dem Stillkissen, was ich mittlerweile ungeheuer praktisch und komfortabel finde. Mal hat sie getrunken, mal hat sie geschlafen. Ich habe im Wochenbett acht (!) Bücher gelesen. Ich habe viel geschlafen. Und ich habe mein Baby genossen. Sie angesehen, gestreichelt, bewundert und gestaunt.
Und Nachts? Nachts hatten wir schon immer das Glück, dass alle unsere Kinder gut geschlafen haben. Natürlich wacht auch die Hamburger Deern nachts auf, um zu trinken. Aber wie die Hamburger Jungs damals, schläft auch sie heute schnell wieder ein. Nachts wird nicht gewickelt, nicht gesungen, nicht gelaufen (und schon gar nicht Auto gefahren, wie manche Eltern mir von ihrem Leid berichten). Wenn die Hamburger Deern nachts aufwacht, hole ich sie an meine Seite und weiß morgens nicht mehr, wer zuerst eingeschlafen ist – ich oder sie …
Disclaimer: Bei uns wurden die Geburten und auch das Wochenbett von Mal zu einfacher. Und irgendwie spricht auch vieles dafür, dass Geburten einfacher werden, weil der Körper schon Erfahrung gesammelt hat. Und das Wochenbett einfacher wird, weil die Eltern schon geübt haben. Baby-Eltern zu sein. Aber natürlich gilt: Jedes Kind ist anders. Es gibt auch Familien, in denen das zweite Kind viel anspruchsvoller ist als das erste. Oder Familien, in denen noch das dritte Kind nachts über Kopfsteinpflaster ausgefahren werden musste, um in den Schlaf zu finden. Also: Alle Angaben sind ohne Gewähr! Babies können nicht zurück gegeben werden 😉
Und jetzt seid ihr dran! Wie war Euer Wochenbett? Himmlisch oder Herausfordernd? Und falls ihr mehrere Kinder habt: Wurde es immer leichter? Oder waren auch zweite und dritte Kinder besonders anspruchsvoll? Und wie habt ihr das trotz Geschwisterkinder meistern können? Ich freue mich über Kommentare!
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