Hamburger Papa und Hamburger Jung waren ein Wochenende in Wolfsburg und haben im Luxushotel Ritz-Carlton übernachtet. Was man im 5-Sterne-Hotel mit Kindern erlebt, lest ihr hier.
Wann immer es um das Hotel Ritz geht, fällt Menschen meiner Generation der Ärzte-Song „Zu spät“ ein. In diesem Lied aus der Frühphase der Band heißt: „Du warst mit ihm essen, natürlich im Ritz, bei mir gab’s nur Currywurst mit Pommes Frites“. Seitdem ist das Ritz bei mir verankert, als das Hotel am oberen Ende der Nahrungskette. Das Hotel der Hotels. Das Hotel für die Babos.
Seit dem Ärzte Song sind ein paar Jährchen ins Land gegangen, man wird älter und das alte Ärzte-Vinyl ist von einer feinen Staubschicht überzogen.
Ich musste die Platte aber gar nicht herausholen, um den Text kürzlich wieder im Sinn zu haben: Mir fiel das Lied ein, weil eine Wochenendtour des Hamburger Jungen und mir nach Wolfsburg anstand. Es ergab sich – durch eine freundliche Einladung, dass wir im Ritz-Carlton abstiegen. Das Ritz-Carlton liegt mitten in der Autostadt und gegenüber der Volkswagen Werke. Ein fünf- Sterne Hotel, das zu den besten der Republik gehört.
Die große Frage, die die Ahoikinder Familie interessiert, ist natürlich, wie es mit Kindern, in diesem Fall mit einem Fünfjährigen, dort lebt.
Rallye durchs Hotel
Das erste Highlight gibt es bereits beim Einchecken: Ein überaus freundlicher Herr mit sanften Dackelaugen beugt sich zum Hamburger Jung herunter, gibt ihm ein Malheft mit Stiften. So weit, so nett. Der Clou ist aber, dass es dazu ein Heft gibt mit Aufklebern von lauter Dingen, die man im Hotel entdecken kann: Einen Kamin, Wasser, Kissen, Badewanne, eine Obstschale und so weiter und so fort. Wenn das Kind die Sache im Hotel entdeckt hat, darf man den Aufkleber in ein Bild kleben. Hat man alles entdeckt und alle Aufkleber verklebt, darf man sich eine Überraschung an der Rezeption abholen.
Damit wäre für den Hamburger Knips auch schon der eindeutige Höhepunkt der Reise beschrieben: Durchs Hotel laufen, Sachen suchen, Aufkleber kleben. Am Abend um 22 Uhr wird er alle Aufkleber verarbeitet haben und ich kann ihn nur mit Mühe davon überzeugen, sich bis zum nächsten Morgen zu gedulden, bis er mit dem vollgeklebten Büchlein zu Rezeption rennt und sich dort die versprochene Überraschung abholt. Die besteht dann übrigens aus Pixie-Buch, Tuschkasten und Spielzeugauto. Das ist aber auch fast egal, hier war das Klebe-Adventure das Ziel.
Vom Zimmer, eine 72-Quadratmeter Club-Suite sind der Hamburger Knirps und ich ebenfalls hellauf begeistert. Wir sind im zweiten Stock untergebracht – man schaut von dort aus direkt auf die Autostadt. Die Suite besteht aus zwei großen Zimmern, beide mit Großbild-TV ausgestattet. Da wird am Abend natürlich Sportschau geguckt. Im Grunde überflüssig zu erwähnen, dass die Einrichtung bis in die Details vom Besten ist. Lichtfetischisten kommen besonders auf ihre Kosten. Über Touch-Display lässt sich einstellen, ob die Lichter soft oder voll an sein sollen. Sehr behaglich das ganze.
Badeerlebnis mit sanften Kurven
Mein persönliches Highlight steht im Bad: Eine freistehende Guss-Badewanne von Kohler. Ein absolutes Schmuckstück. Meine Frau darf nie erfahren, wie verzückt ich die Badewanne sicher fünf Minuten einfach nur angeschaut und dann meine Finger über ihre sanft geschwungenen Kurven habe gleiten lassen habe.
Ich weiß: Normale Menschen kommen nach Wolfsburg wegen der Autos, aber bei dieser Wanne kann mir jeder Lamborghini gern gestohlen bleiben.
Eine kleine Merkwürdigkeit: Es gibt keinen Badeschaum! Das ist umso erstaunlicher, da es hier sonst eigentlich alles gibt: Rasier-Kit. Zahnpaste, diverse Duschgels und Lotions sogar speziell für Kinder in verschiedenen Düften und Formen. Aber keinen Badeschaum.
Zum Glück ist beim Housekeeping eine patente Dame, die man nur kurz anrufen muss, dann erfüllt sie auch so extravagante Sonderwünsche wie den nach Badeschaum. Und sie erklärt mir auch, warum es keinen Badeschaum auf den Zimmer gibt: Weil er so gut wie nie verwendet wird. Aha. Erstaunlich.
Von Orangensaft auf weißen Tischtüchern und Teppichen
Was den Aufenthalt im Ritz unvergleichlich macht, ist letztlich das großartige Personal, welches hier durch die Flure und Räume schwirrt und ständig macht und tut, ohne dass man das als Gast eigentlich mitgekommt. Zum Beispiel beim Frühstück: Da hat der Hamburger Jung – gerade als wir uns am Buffet reichlich eingedeckt hatten und einen Tisch bezogen hatten – mit einem kraftvollen Armschwung sein Glas mit Blutorangensaft umgestoßen. Das Getränk ergoss sich erst breitflächig über das weiße Tischtuch und dann über den edlen Teppich.
Zwar habe ich mir längst abgewöhnt, dass mir irgendetwas peinlich ist, was meine Kinder in der Öffentlichkeit anstellen. Aber hier hatte ich das Gefühl, dass wir uns auf ewig den Teppich eingraviert hätten und Besucher noch in fünf Jahren den Saftfleck im Teppich sehen würden. Und das ist mir dann zwar nicht peinlich, aber im Boden versinken würde ich in solchen Momenten durchaus gern.
Doch eh ich noch selbst eine Serviette greifen konnte, um das Malheur einzudämmen und wenigstens etwas guten Willen zu zeigen, wurden wir bereits freundlich gefragt, ob wir uns nicht vielleicht einen Tisch weitersetzen wollten. Und schon hatten vier helfende Hände unser Frühstück weiter getragen, ohne dass wir irgendetwas tun mussten.
Ich wollte nun wenigsten meinem erzieherischen Auftrage nachkommen, in dem ich den Hamburger Jung ermahnte, künftig bitte etwas achtsamer zu sein, schließlich seien wir hier auch in einem besonders feinen Restaurant. Und da sei eine solche Sauerei wirklich nicht schön. „Was meinst Du Papa?“, fragt mich der Hamburger Jung.
„Na, das da“ sage ich, drehe mich um und will auf den Fleck deuten. Aber da ist kein Fleck mehr. Ich sehe nur noch, wie zwei Servicekräfte gerade wieder geschäftigen Schrittes enteilen. Der Fleck ist weg, die Tischdecke wieder blütenweiß. Der Teppich sauber. Spotless.
Wellness auch für kleine Leute
Nach dem Frühstück gehen wir nochmal in den Spa-Bereich. Selbstverständlich hat das Hotel nicht nur mir, sondern auch dem Hamburger Jung einen Bademantel im Zimmer hinterlegt – ein hellblauer Kinderbademantel, entzückend! Es gibt eine tolle Sauna, die wir morgens um10 Uhr ganz für uns alleine haben. Der Hamburger Jung gefällt die Regendusche besonders gut. Dann geht’s in Außenbecken: Dort zieht man seine 40 Meter Bahnen durch gut geheiztes Wasser. Gefühlte 30 Grad. Das Wasser wird übrigens von der Abwärme des gegenüber gelegenen Heizraftwerks auf Temperatur gebracht.
Es gibt keinen Nichtschimmer-Bereich und für den Hamburger Jung ist das Wasser mit 1,35 Metern etwas zu tief. Aber klettert dann einfach auf meinen Rücken und so sind wir dann zu zweit durchs Wasser geschwommen, immer mit Blick auf die vier Hochöfen des VW Werks.
Und wenn die Kinder irgendwann groß sind …
Was man mit Kindern im Ritz-Carlton nicht macht: Sich der Kunstsammlung widmen, die das Hotel beherbergt. Das mit drei Michelinsternen bewertete Restaurant Acqua besuchen. Die Behaglichkeit in der Kaminhalle genießen. Das sind all die Dinge, die die der Hamburger Papa und die Hamburger Mama sich auf ihre To-Do-Liste schreiben für die Zeit, wenn die Kinder außer Haus sind. Wir werden dann sicher darüber bloggen. Wer aber nicht so lange warten, will, mag hier bei Heinz Horrmann nachlesen, wie Erwachsene das Hotel erleben.
Beim Auschecken stehen wieder die freundlichen Dackelaugen am Counter. “Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Aufenthalt bei uns“, erkundigt er sich. „Ich kann nicht klagen.“ antworte ich.
Übrigens: Natürlich haben wir in Wolfsburg noch viel mehr gemacht, als nur im Ritz-Carlton übernachtet. Wir haben das fantastische Science Museum phaeno besucht, ein toller Ort für große und kleine Forscher. Und: Wie es sich für einen echten Männer-Ausflug gehört, waren wir natürlich in der Autostadt. Aber das sind zwei andere Geschichten, die wir Euch demnächst hier erzählen werden.
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